Akademie am Dom mit Schwerpunkt "Widerstand gegen das NS-Regime"

Aus Anlass der kommenden Gedenkwoche "Mechaye Hametim" in Erinnerung an die Pogrome vom 9. November 1938 und mehrerer Jahrestage setzt die AKADEMIE am DOM einen Veranstaltungsschwerpunkt zum "Widerstand gegen das NS-Regime". Konkret bietet die zu den Wiener "Theologischen Kursen" gehörende Einrichtung drei öffentliche Veranstaltungen bzw. Vorträge zu Kardinal Theodor Innitzer, zu Irene Harand und zu Hannah Arendt. Alle drei haben sich auf je unterschiedliche Art und Weise gegen den Nationalsozialismus positioniert.
Den Auftakt bildet am 29. Oktober (16 Uhr) ein Vortrag des emeritierten Wiener Kirchenhistorikers Prof. Rupert Klieber unter dem Titel "'Christus ist unser Führer'. Kardinal Innitzer im Fadenkreuz". Innitzer gilt als umstritten: von deutschnationaler Gesinnung geprägt, befürwortete er zunächst den Anschluss und setzte doch schon im Oktober mit dem spontanen Bekenntnisruf "Christus ist unser Führer" an die katholische Jugend ein politisches Zeichen, das die Nazis verstanden und gewalttätig erwiderten. 1940 richtete Innitzer die "Erzbischöfliche Hilfsstelle für nichtarische Katholiken" ein und gründete zudem die "Theologischen Kurse". Der Vortrag von Prof. Klieber wird durch persönliche Erinnerungen des Zeitzeugen Josef Weismayer ergänzt.
Im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Ausgabe vom 26. Oktober) erklärte Klieber, Innitzer habe die Erzdiözese Wien in einer höchst schwierigen Zeit "lotsen" müssen - eine "Mammutaufgabe", der er nur zum Teil gewachsen war: "Innitzer verfügte zu dieser Aufgabe über etliche gute Eigenschaften wie ein selbstbewusstes Auftreten oder eine ausgeprägte soziale Ader; politischer Weitblick aber gehörte leider nicht dazu", so Klieber.
Auch im Blick auf die bekannte Rosenkranz-Feier 1938 im Stephansdom, bei der der Ruf "Christus ist unser Führer" als Zeichen des Widerstandes erschallte, müsste man einen Mythos zurechtrücken, so der Kirchenhistoriker weiter: Tatsächlich gebührt das Verdienst, damit einen Akzent gegen die NS-Herrscher gesetzt zu haben, "weniger Innitzer als den organisierten katholischen Jugendlichen, die sie durch eine klug orchestrierte religiöse Feier im Dom samt emotionaler Bischofspredigt zu einer Demonstration von Bekennermut anspornen ließen, bei der alle Vorsicht in Vergessenheit geriet".
Harand und Arendt im Fokus
Am 5. November (18 Uhr) wird die Reihe fortgesetzt mit einem Vortrag des Historikers und Kurators Christian Klösch über die Katholikin Irene Harand, die sich aktiv gegen den Nationalsozialismus und den von ihm verbreiteten antisemitischen Rassenwahn wandte. Der Vortrag trägt den Titel "'Ich bekämpfe den Antisemitismus, weil er unser Christentum schändet': Irene Harands Kampf gegen den Rassenhass und Nationalsozialismus im Wien der 1930er Jahre" - das Zitat entstammt dem Titelblatt der Zeitschrift "Gerechtigkeit", die zwischen 1933 und 1938 als Wochenzeitung der "Harandbewegung - Weltbewegung gegen Rassenhass und Menschennot" in Wien erschien.
Den Abschluss bildet schließlich am 26. November (16 Uhr) ein Vortrag des Wiener Philosophen Michael Hackl über "Die Möglichkeit des 'Neu-Anfang': Hannah Arendts Ausweg aus dem Totalitarismus". Philosophie und Politik seien für Hannah Arendt nicht zu trennen, hatte doch der politische und philosophische Traditionsbruch den Nährboden für den Totalitarismus bereitet, heißt es in den Erläuterungen zum Vortrag auf der Website der "Theologischen Kurse". "Ihre Analysen über die Ursprünge des Totalitarismus liefern noch heute wichtige Einsichten, wie sich dieser etablieren konnte. Sie begnügt sich aber nicht mit einer Analyse, sondern unternimmt einen eigenen Versuch zu erläutern, was wahre politische Macht ausmacht."

