… wo sich Ordnung und Freiheit gut ergänzen
Wie lange lehren Sie schon bei den Theologischen Kursen?
Seit Oktober 2014
Welches Fach tragen Sie bei den Theologischen Kursen vor?
Liturgik. Bei Prüfungen bin ich auch für Kirchenrecht eingeteilt.
Was ist Ihnen im Theologischen Kurs in Ihrem Fach besonders wichtig?
Den Fragen nachzugehen, warum feiern wir Liturgie, wie feiern wir Liturgie, wie ist sie im Lauf der Jahrhunderte geworden. Erfahrbar zu machen, was das II. Vatikanische Konzil in der Konstitution über die heilige Liturgie meint, wenn es dort heißt: die Liturgie ist der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt (SC 10). Hintergründe verstehen lernen, um die volle, bewusste und tätige Teilnahme zu fördern und anderen vermitteln zu können.
Haben Sie selbst beim Lehren im Theologischen Kurs auch neue Einsichten gewonnen?
Die Vielfalt der Teilnehmenden und ihre Erfahrungen lassen mich auch immer wieder neue Einsichten gewinnen, regen zum Weiterdenken an, z. B. wo kontroverse Themen bei der Vorbereitung liturgischer Feiern auftreten und wie dem begegnet wird, wo es gelungene „neue“ Feiern gibt.
Welche Erfahrung bei den Theologischen Kursen haben Sie in besonders guter Erinnerung?
Die unterschiedlichen Motive, warum sich jemand auf den Weg der Theologischen Kurse macht: aus persönlichem Interesse, um den Glauben besser kennen zu lernen, um besser Rede und Antwort zu geben, um sich qualifizierter ehrenamtlich engagieren zu können, um sich auf einen kirchlichen Beruf vorzubereiten …
Welche theologische Frage beschäftigt Sie zurzeit am intensivsten?
Wie können wir den Menschen von heute mit unseren liturgischen Feiern Gott adäquat nahe bringen. Welche Gruppen brauchen welche Feiern? Wie können wir so Liturgie feiern, dass sich alle beheimatet fühlen, sowohl die, die selten zum Gottesdienst kommen wie jene, die das „volle“ Programm haben möchten. Wie können wir die Bedeutung und Erfahrung unserer Feiern der nächsten Generation weitergeben.
Von welcher/welchem Theologin/Theologen haben Sie am meisten gelernt?
Da gibt es einige. Für die Bibel stehen an erster Stelle meine Lehrer an der Universität Wolfgang Beilner und P. Notker Füglister OSB sowie Hans Paarhammer im Kirchenrecht. Im Bereich der Liturgie gehören Bruno Regner, Hans Steinwender, P. Winfried Bachler OSB und August Jilek zu den prägenden Personen. Spirituell zählt sicherlich Josef Brandner zu meinen „Lehrmeistern“.
Ihre aufregendste Bibelstelle?
Die Psalmen begleiten mich seit meinem 15 Lebensjahr. Darum gehört das tägliche Stundengebet zu meinem Tagesablauf. Ein Vers geht schon über 40 Jahre mit mir: "Ihr, die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf" (Ps 69,33). Eine wichtige Bibelstelle in Bezug auf die Liturgie ist für mich Psalm 100 mit seinen Aufforderungen: jauchzt, dient, kommt, erkennt, dankt, lobt.
Welches Buch lesen Sie gerade?
Gerade fertig gelesen habe ich Nina George: Das Bücherschiff des Monsieur Perdu. Es ist ein Buch über Bücher und verschiedene Lebenswege. Es beinhaltet viel Lebensklugheit und lädt ein Bücher zu lesen. Ansonsten lese ich gerne in den Gedichten von Rose Ausländer.
Welche Musik hören Sie gerne?
Das kommt bei mir sehr auf die Stimmung an. Das reicht von den angesagten Hits bis zur Klassik. Auf meinen Playlists stehen u.a. Eros Ramazzotti, Norah Jones, griechische Musik, aber auch Johann Sebastian Bach und wie es sich für einen Salzburger gehört natürlich Mozart.
Was machen Sie am liebsten in Ihrer Freizeit?
Backen, Gedichte lesen, mich mit der Bibel beschäftigen und dazu Literatur lesen, den Garten bearbeiten und die Sonne genießen, Unternehmungen mit meiner Familie.
Wo fühlen Sie sich kirchlich zu Hause?
Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ganz allgemein gesagt, dort wo die Liturgie gemäß der Liturgiereform des II. Vaticanums gefeiert wird, wo sich Ordnung und Freiheit gut ergänzen.
Mit wem würden Sie gerne einmal einen ganzen Tag verbringen?
Mit Rose Ausländer, Reiner Kunze und Hilde Domin. Ihre Lyrik drückt viel von dem aus, was mich beschäftigt, wie man auf die Welt und die Menschen zugehen kann, wie man in wenigen Worten vieles verdichtet ausdrücken kann.
Welches Ziel wollen Sie noch erreichen?
Gesund bleiben, dass ich noch viele Jahre mit meiner Frau und meiner Familie habe. Nach vielen Anläufen möchte ich nochmals ordentlich Bibelhebräisch lernen.
Herzlichen Dank für Ihre Antworten!
Zur Person:
Albert Thaddäus ESTERBAUER-P. hat Katholische Fachtheologie und Selbständige Religionspädagogik in Salzburg und Lyon studiert und den Richterkurs in Salzburg absolviert. Er ist diplomierter Erwachsenenbildner und nimmt Leitungsaufgaben in mehreren pastoralen und liturgischen Gremien der Erzdiözese Salzburg wahr. Von 1990 bis 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Österreichischen Liturgischen Institut, ist er seither im Erzbischöflichen Ordinariat tätig und wurde 2006 Vizekanzler der Erzbischöflichen Kurie. Seine Forschungs- und Interessenschwerpunkte sind: Bibel, Liturgie und Kirchenrecht. Seit 2004 lehrt bei den THEOLOGISCHEN KURSEN Liturgik und Kirchenrecht.