Die Anfänge – Aufbrüche und Umbrüche

Es tut mir leid, dass ich an dieser Feier nicht persönlich teilnehmen kann. Der Fernkurs hat mein "theologisches" Leben, vor allem in den Sommermonaten bestimmt und auch im wahren Sinn auch "erfüllt". Im August 1967 habe ich für den Themenbereich Dogmatik zum ersten Mal an einer Studienwoche mitgewirkt – im Bildungshaus St. Michael in Matrei am Brenner. Ich war in der Folge nicht nur ein Referent für einen bestimmten Fachbereich, sondern auch in die Leitung und Planung einbezogen.
Wie kam es zum Fernkurs? Die Quelle dieser Bildungseinrichtung war das "Theologische Laienjahr", 1940 im kirchlichen Raum errichtet. Damit sollte eine religiöse Bildung als Vertiefung des Glaubens während der Hitlerzeit möglich gemacht werden. Der theologische Kurs war ein Element des "Aufbaus im Widerstand". So umschrieb Prälat Dr. Karl Rudolf (1886-1964) die Bemühungen um die Seelsorge während des Krieges und der Nachkriegszeit.
Als Gründergestalt für die Wiener theologischen Kurse und den Fernkurs und als langjährige Leiterin ist Frau DDr. Margarete Schmid zu nennen. Die gebürtige Tirolerin hatte durch Ihr Studium der Sprachwissenschaft in Innsbruck intensive Kontakte auch zur Gesellschaft Jesu, die die Theologische Fakultät der Innsbrucker Universität prägten.
Was in Wien möglich war, theologische Bildung für weitere Kreise, aber auf akademischem Niveau anzubieten, sollte auch in den Bundesländern möglich sein. Das konnte durch die nun entstehenden Bildungshäuser in den einzelnen Diözesen verwirklicht werden. Damit war der Fernkurs realisiert. Es gelang, als Vortragende Professoren der theologischen Fakultäten und Hochschulen in Österreich für dieses Projekt zu interessieren und "anzuwerben". Ein Nebeneffekt: Die Verbindung zwischen den Fakultäten wurde dadurch gestärkt und vertieft, aus dem Nebeneinander wurde ein Miteinander.
Die Struktur des theologischen Kurses hat sich aber durch das Modell des Fernkurses auch gewandelt. Während der "Wiener Kurs" in Abendveranstaltungen sich vollzog und die Verbindungen zu den Mitstudenten nicht sehr intensiv waren, entstand bei den Fernkurswochen nach kurzer Zeit eine geistliche Gemeinschaft. Da in den Anfängen die meisten Professoren Priester waren, war eine gemeinsame Eucharistiefeier am Morgen ein selbstverständliches Angebot.
Zur Zeit der Entstehung des Fernkurses war diese Initiative im deutschen Sprachraum führend. Analoge Glaubenskurse in Deutschland und in der Schweiz folgten erst einige Jahre später. In der Regel war die Hälfte der Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Deutschland. Eindrucksvoll waren in diesen Jahren die Veranstaltungen in Königstein mit fünf Studienwochen gleichzeitig.
Die Impulse des 2. Vatikanischen Konzils haben auch die Theologischen Kurse geprägt. Das Studium der Dokumente gehörte bald zum Standard des Kurses. Eine wichtige Aufgabe war auch die Erarbeitung von Unterrichtsmaterialien und Skripten, die Basis der Vermittlung in der Form des Wiener Kurses und des Fernkurses darstellten.
