Warum es Theologie an der Basis braucht

Der Theologische Fernkurs, so wie ihn viele in der Erzdiözese Salzburg, aber auch in den Pastoral- und Seelsorgeämtern anderer Diözesen nutzen, leistet wertvolle Übersetzungsarbeit und ermöglicht, den Unterschied von Pastoral und einem guten Gespräch oder einer guten Veranstaltung zu verstehen, einen Zugang zum "Mehr als alles" zu finden.
Jede Wissenschaft hat ihre eigene Sprache, ihre Fachvokabeln, Denkmuster, Durchbrüche. In den Lebensläufen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, haupt- wie ehrenamtlich hat nicht immer ein Studium der Theologie Platz. Aber ohne Theologie geht Seelsorge nicht, zumindest nicht auf dem Qualitätsniveau, das ich mir vorstelle.
Übersetzungsarbeit setzt eine Menge an interkultureller Kompetenz voraus. Die Träger und die Mitarbeitenden haben Wissen über die Lebenswelten der Teilnehmenden. Menschen können über den Glauben und über die Kirche auf dem Niveau denken und sprechen, auf dem sie auch sonst in ihrer Lebenswelt zu denken und zu sprechen gewohnt sind. Hürden werden abgebaut, insofern Theologie nicht Spezialisten und Spezialistinnen in einer Art machtvollem Geheimwissen vorbehalten bleibt, sondern geteilt wird. Dieses Teilen / "Sharing" erleben die Teilnehmenden und werden zu Teilgebenden.
Teilnehmende werden nicht beschämt, weil ein Studium fehlt, sondern im Gegenteil – ihr Denken und Sprechen ist der Ausgangspunkt, um theologische Fragen zu erschließen. Wesentlich ist die Lust am Lernen und die Offenheit, Fragen auf den Grund zu gehen. Teilnehmende erleben, dass sie in neue Denkwelten vordringen, die auch verunsichern können, aber genauso bereichern. Die Welt wird größer, neue Wege tun sich auf.
An der Stelle mag ich mich auch bei den Lehrenden der Kurse bedanken. Immer wieder höre ich, dass der oder die Referentin der Studienwochenenden so aufmerksam auf die Fragen der Teilnehmenden eingegangen ist, dass es spannende Gespräche gab, dass im Miteinander Inhalte erschlossen wurden.
Solche Erfahrungen des Weiter und Tiefer in geschützter Atmosphäre brauchen wir in der Pastoral. Denn es sind Schlüsselmomente, sog. Disclosure-Erfahrungen, die ja nicht angesteuert werden können, wie das Endergebnis einer Rechnung. Es sind Erschließungssituationen, in denen für einen Moment Größe und Tiefe von Welt und Mensch aufleuchten, in denen etwas erfahren wird, was über das Wissen hinausgeht und den Menschen trifft.
Basis ist die zwischenmenschliche Kompetenz. Dazu tritt eine solide Kenntnis der katholischen Theologie, die im Geist des Konzils aufgefächert wird. Wenn das Was (der Theologische Inhalt, das Evangelium) im Wie (im Gespräch, im Teilen, im Drehen und Wenden der verschiedenen Perspektiven und Zugänge) zum Ereignis wird, dann ist eine solide Basis für pastorale Arbeit gelegt: Offenheit und Verständnis für die verschiedensten Lebenswelten, nicht beschämen, Beteiligung ermöglichen, das Evangelium als unerschöpflich erschließen. Diese Theologie brauchen wir an der Basis.
